miércoles, 13 de julio de 2011

Kirschenglace-Cake

"Die Zeit bleibt nicht stehen." sagte meine Mutter immer, wenn sie in der Küche hantierte. Ich hatte sie noch NIE sitzend gesehen. Nur wenn wir alle am Tisch sassen, um das Mittag- oder Nachtessen einzunehmen genehmigte sie sich eine kleine Pause. Danach erhob sie sich aber immer sofort wieder vom Tisch, um den Abwasch zu erledigen. Es gab keine Kaffeepausen, denn das war in ihren Augen Unsinn. Man musste den Tag nutzen, um alles mögliche zu erledigen und nicht auf der faulen Haut liegen und warten, bis sich alles von selbst erledigen würde. Sie war emsiger als eine Ameise und ich hatte  mich einige Male gefragt, ob sie in der Nacht schlafen würde, oder einfach unentwegt weiterarbeitete. Doch ihre Arbeit zahlte sich aus. Sie wurde im Dorf immer als perfekte Hausfrau bezeichnet und die Leute rannten immer zu ihr, wenn sie Ratschläge brauchten. Meine drei Schwestern und ich waren das pure Gegenteil...Das hatten wir wahrscheinlich von meinem Vater geerbt, der das Chaos liebte und das Leben auf die lockere Schulter nahm. Sein Motto war immer: "Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf morgen". Dieser Spruch konnte meine Mutter zur Weissglut treiben und er hatte einige Male in seiner chaotischen Garage übernachtet, um einfach seine Ruhe zu haben. Wir mussten dann immer schmunzeln, wenn wir hörten, wie er förmlich davonrannte, um meiner Mutter zu entkommen. Sie sagte immer, dass er ihr fünftes Kind sei. Naja, vielleicht hatte sie ein bisschen Recht. Doch meine Eltern haben sich immer innig geliebt, obwohl sie so unterschiedlicher Natur waren. Wir konnten das zwar nie verstehen, doch man sah es an ihren Blicken und Gesten. Als ich mein Elternhaus mit 20 verliess, um in der Stadt meine Karriere als Werbefachfrau zu starten, war ich so euphorisch dass ich es kaum erwarten konnte, der Einöde des Dorfes in dem ich aufgewachsen war, zu entkommen. Für mich begann ein neues Leben. Aufregender, als ich es mir je vorgestellt hatte. Ich lernte neue Leute kennen, konnte mir auf einmal Gucci und Armani leisten und machte die Nacht zum Tag. Auf der Karriereleiter ging es pfeilartig aufwärts und ich merkte gar nicht, dass ich gar keine Zeit mehr hatte.... Zeit, ein Buch zu lesen, die Natur zu geniessen, Kaffee zu trinken. Meine Agenda platzte aus allen Nähten und als ich mit 35 Jahren einen Nervenzusammenbruch erlitt und quasi zur Ruhe "gezwungen" wurde, heulte ich wie ein kleines Kind, weil ich auf einmal so Heimweh hatte. Ich sehnte mich nach dem Haus, in dem ich aufgewachsen war, nach meinen Eltern und nach dem Kirschbaum, auf dem wir als Kinder immer stundenlang gespielt hatten. Seine Äste, die mir immer Schutz gewährten. Seine Blüten, die mich mit dem einmaligen und betörenden Duft verzauberten und die Schaukel, die mein Vater mit so viel Liebe für uns an einem starken Ast montiert hatte. Mir fehlten meine Schwestern, die ich jahrelang nicht gesehen hatte, da es sie durch Arbeit und Liebe an andere Orte der Welt verschlagen hatte. Und als ich nun aus dem Taxi stieg und vor meinem Elternhaus stand, kamen mir erneut die Tränen. Es war alles noch genau so, wie früher, wie wenn die Zeit stehen geblieben wäre! Und das obwohl mein Mutter förmlich mit der Zeit um die Wette rannte. Ich atmete tief durch und sog den Sommerduft in mir auf, so dass er durch meinen ganzen Körper wanderte und mich innerlich regenerierte. Als ich das kleine Gartentor öffnete, gab es immer noch den gleichen Laut vor sich, wie ich es als Kind schon kannte. Da hatte alles Einölen der Scharniere nichts genutzt, es musste wohl einfach so sein. Ich betrat den Weg, der zur Veranda führte und da sah ich ihn: meinen geliebten Kirschbaum! Er schien unter der Last seiner Früchte zusammenzubrechen, doch ich wusste, dass er genügend stark war, sich nicht unterkriegen zu lassen. Ich lief ehrfürchtig auf ihn zu und umarmte den dicken Stamm mit aller Kraft. Zuerst dachte ich: "Was sagen wohl die Nachbarn, wenn sie mich sehen!" doch dann fing ich an zu schmunzeln und mir liefen Tränen der Freude die Wange runter und auf einmal war es mir egal. Ich war zuhause! "Ähm, Kleines..." hörte ich auf einmal eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und erblickte meinen Vater, der nun auf mich zukam und mich innig umarmte. Ich liess meinen Tränen freien Lauf. Arm in arm liefen wir ins Haus, wo uns meine Mutter schon mit einem Kirschenglace-Cake erwartete. Wir setzten uns an den grossen Holztisch in der Küche und .....vergassen die Zeit, bis meine Mutter auf einmal auf die Uhr schaute und dann mit einem Lächeln sagte: "Ach was solls, wir bestellen eine Pizza für das Abendessen." Auch meine Mutter hatte aufgehört mit der Zeit zu rennen, und hatte gelernt, sie einfach zu geniessen.

Kirschenglace-Cake
ergibt 6 Portionen

500 g Kirschen
1 Esslöffel Zitronensaft
1 Päckli Vanillezucker, Bourbon
2 Eigelb
60 g Zucker
3 dl Rahm
4 Meringuesschalen
Kirschen, ersatzweise Kirschensauce zum Garnieren

Die Kirschen waschen, den Stiel entfernen und die Früchte entsteinen. Die Kirschen mit dem Zitronensaft und dem Vanillezucker in einen hohen Becher geben und fein pürieren.


Eigelb und Zucker zu einer hellen, dicklichen Creme aufschlagen. Das Kirschenpüree unterziehen. Den Rahm steif schlagen. Knapp zwei Drittel des Rahms unter die Kirschencreme ziehen. Diese kühl stellen.



Die Meringues zerbröckeln und mit dem restlichen Rahm mischen. Ebenfalls kühl stellen.



5 Eine Cakeform von 25 cm Länge (etwa 1 Liter Inhalt) mit Klarsichtfolie auslegen.


Die Hälfte der Kirschencreme einfüllen. Die Form etwa 20 Minuten in den Tiefkühler stellen, dann herausnehmen und den Meringuesrahm darüber verteilen.


Mit der restlichen Kirschencreme decken. Den Glacecake mindestens 4 Stunden gefrieren lassen.



Zum Servieren die Form mit dem Glacecake kurz in kaltes Wasser stellen, den Cake aus der Form stürzen, in Scheiben schneiden und auf Dessertellern anrichten. Nach Belieben mit Kirschen oder einer Kirschensauce garnieren.



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