jueves, 16 de junio de 2011

PITTA DI PATATE RUSTICA


Der Mann sass nun schon über eine Stunde an seinem Tisch, studierte die Speisekarte und schüttelte den Kopf. Danach kratzte er sich an seiner Glatze, schüttelte wieder den Kopf und glitt mit dem Finger von der Hauptspeise bis zum Dessert. Dann fing das Ganze Prozedere wieder von vorne an. Nicola, der von Zeit zu Zeit durch die Schiebetüre seiner Küche schielte, war langsam verzweifelt. "Madonna, was hat dieser Mann vor? Jedesmal wenn man ihn fragt, ob er bestellen will, winkt er ab und sagt, dass er noch nicht soweit sei!" schimpfte er vor sich hin. Eine gewisse Verunsicherung hatte sich in der Küche breit gemacht und Nicola fing an an seinen Kochkünsten zu zweifeln, obwohl er noch nie eine Beanstandung erhalten hatte, seit er im Ristorante Foffa begonnen hatte. Und das war nun doch schon 2 Jahre her. Aber dieser Herr beunruhigte ihn und das Kribbeln, das von seinem Kopf bis zum kleinen Zehen wanderte wurde von Minute zu Minute unerträglicher. "Nico, das ist  bestimmt so ein Restaurant Tester und morgen steht seine Kritik dann in allen Gourmet Zeitungen!" ermahnte ihn Vincenzo und nickte verbissen mit dem Kopf. Nicola hatte nun endgültig genug. Er warf das Handtuch hin, schob die Schiebetür so unsanft auf die Seite, dass sich ein paar Gäste umdrehten, und marschierte mit grossen Schritten auf den Herrn zu. Ohne irgendeine Antwort abzuwarten fragte er ihn geradeaus: "Sind Sie hier um zu essen, oder die Speisekarte auswendig zu lernen?" Naja, er hätte ein bisschen sanfter fragen können, doch er war halt ein impulsiver Mensch und hatte sich nicht immer unter Kontrolle. Der Mann schaute ihn nun sichtlich erschrocken an und sagte dann ganz langsam und sehr deutlich: "Sie haben einen gravierenden Fehler in Ihrer Speisekarte gemacht", und schüttelte schon wieder seinen Kopf. "Dann sagen Sie mir BITTE, WAS für einen Fehler, damit Sie sich nicht mehr länger damit herumschlagen müssen und wir den Fehler beheben können!" Schon wieder drehten sich die anwesenden Gäste zu Nicola um. Dieser atmete tief durch und versuchte sich so zu beruhigen, was ihm leider nicht ganz gelang, doch wenigstens hatte er sich im Moment unter Kontrolle. Der Mann schien den Tränen nahe zu sein und schüttelte nochmals den Kopf. Das Kribbeln fing schon wieder an, aber diesmal hatte Nicola es in den Fingern und er musste jeden einzelnen Finger mental ermahnen, sich nicht auf diesen Mann zu stürzen und ihn zu erwürgen. Er setzte sich dem dicken Mann gegenüber und platzierte seine Hände unter seine Oberschenkel, um nicht endgültig auszurasten. "Na gut!", sagte der Gast und atmete tief durch, "ich sage es Ihnen jetzt". Nicola hatte das Gefühl schon seit Stunden nicht mehr geblinzelt zu haben, so fest war die Anspannung. Der Mann fuhr fort: "Der Fehler liegt bei der Sektion PIZZA!", begann er. "Ich bin ein Mann, der JEDEN Tag in die besten Restaurants geht. Ich habe schon JEDES Restaurant in der Stadt probiert. Als alleinstehender Mann musste ich mir ja ein Hobby zutun." Nicola nickte und verstand jetzt auch, warum der Mann solche Dimensionen hatte. "Fahren Sie bitte fort.." ermunterte er seinen Gast. Der Mann nickte und folgte seiner Aufforderung: "Sie haben eine wichtige Pizza vergessen und wegen einem Schreibfehler am falschen Ort platziert. Es ist die PIZZA DI PATATE RUSTICA!" Nicola verstand die Welt nicht mehr und nun war er es, der den Kopf schüttelte. Der Mann reichte ihm die Speisekarte und erst jetzt begriff er, was er meinte. Ein Lächeln huschte über Nicolas Gesicht, bevor er sagte: "Signore, das ist keine PIZZA sondern eine PITTA! Das ist so korrekt geschrieben und ich bitte Sie, diese zu probieren, von mir offeriert." 15 Minuten später sass der gute Herr vor der Pitta, die Nicola eigenhändig am morgen frisch zubereitet hatte und es dauerte genau 10 Minuten bis diese im Magen des Gastes ganz verschwunden war. Er fand vor Begeisterung keine Worte und wurde von diesem Tag an Pitta-Stammgast im Ristorante Foffa. Natürlich entschuldigte er sich bei Nicola wegen seiner anfänglichen Behauptung und gab Nicola den Tipp, die Pitta als die Spezialität des Hauses zu ernennen. Mittlerweilen gilt das PITTArante Foffa zu den bestbesuchten der Stadt und wie sich dann später herausstellte, hatte Vincenzo wirklich Recht gehabt, denn der gute Herr, der Nicola zu seinem späteren Erfolg verhalf, war einer der berühmtesten Restaurant-Tester Italiens. Buon Appetito!


PITTA DI PATATE RUSTICA

2kg Kartoffeln
50g Mehl
100g geriebener Käse (Parmesan oder Pecorino)
2 Eier
Milch

Für die Füllung:
500g Zwiebeln
10-12 reife Tomaten mit viel saftigem Fruchtfleisch und enthäutet (im Notfall Pelati nehmen)
2-3 EL im Essig eingelegte Kapern
4-5 schwarze Oliven (entkernt)
200g Thunfisch (in Öl eingelegt)
30g Butter
100g Paniermehl
Olivenöl, Salz und Pfeffer

In einer Pfanne ein halbes Glas Olivenöl, die zerkleinerten Zwiebeln und die Tomaten geben und bei niedrigster Hitze ca. 20-30 Minuten köcheln lassen. Danach die Kapern beifügen, die Herdplatte abstellen und die Pfanne auf der Herdplatte erkalten lassen.
Inzwischen die Kartoffeln in gesalzenem Wasser kochen, abgiessen und durch die Kartoffelpresse drücken. Mehl, Käse, Eier, ein bisschen Öl von der Zwiebelmischung, Salz und Pfeffer dazugeben. Nach und nach Milch beifügen, bis die Masse schön cremig wird. Eine rechteckige Ofenform mit Butter ausstreichen und mit Paniermehl bestäuben. Die Hälfte der Kartoffelmasse in die Form geben und mit nassen Händen ausstreichen. Danach die Zwiebelmischung darauf verteilen. Darauf die Oliven und den zerkrümelten Thunfisch darauf verteilen und mit dem Rest der Kartoffelmasse bedecken. Die Oberfläche mit Öl beträufeln und mit Paniermehl bestäuben und im vorgeheizten Ofen bei 240° ca. 40 Minuten garen. Noch lauwarm servieren.


jueves, 2 de junio de 2011

CHIPAS ARGENTINAS


Sie stand wie jeden Morgen an der Ecke Belgrano/ Barrio Illia. Ihr Vater hatte sie heute abgesetzt, da José, ihr Bruder heute früh zur Uni musste. Normalerweise sangen sie und ihr Bruder immer lauthals im alten Chevrolet, doch wenn ihr Vater sie zur Arbeit fuhr, musste sie sich benehmen. Artig sass sie neben ihm, ihre Hände umarmten den schweren Korb, den sie in aller Frühe mit den heissen Chipas gefüllt hatte, und sie war froh, dass die Wärme die der Korb abgab auch gleich ihre Beine und Arme erwärmte. So früh am Morgen war es noch richtig frisch und die wohlige Wärme tat ihr richtig gut. So gut, dass sie fast wieder eingeschlafen wäre. Ihr Vater bremste auf einmal abrupt, da er ein Lichtsignal fast übersehen hatte. Vielleicht wollte er auch einfach seine Tochter wachrütteln....Sie sprachen kein Wort miteinander, bis sie an ihrem Arbeitsplatz ankamen. Er stieg aus und half ihr, den Tisch aufzustellen. Dann nahm er Maria den Korb aus den Händen und stellte ihn darauf. "José kommt dich heute abend abholen" sagte er ehe er verschwand. Nun stand sie schon eine halbe Stunde da und wartete auf ihre Kundschaft. Meistens waren es jeden Tag die gleichen Leute, die die heissen Chipas bei ihr kauften ehe sie zur Arbeit eilten. Geschäftsmänner, Mütter, die ihre Kinder in die Krippe brachten, Kinder auf dem Weg zur Schule. Jede Altersgruppe war vertreten. Das kleine Dorf in der nördlichen Provinz in Argentinien schien allmählich aufzuwachen und auf einmal kamen die Leute wie Ameisen aus ihren Nestern. Maria kam gar nicht nach mit Chipas einpacken und einkassieren und sie hoffte, dass ihre Tagesration den ganzen Tag ausreichen würde. Am besten waren sie natürlich am morgen. Doch auch am Abend fanden sie grosse Beliebtheit. Leute, die Hunger hatten und keine Lust zum Kochen hatten, oder die eingeladen waren und eine Kleinigkeit dem Gastgeber schenken wollten. Viele Gelegenheiten sprachen dafür, dieses leckere Käsebrot zu vernaschen. Es war eine gute Einnahmequelle für ihre ganze Familie. Sie waren 6 Geschwister und jeder steuerte auf seine Art einen Beitrag zur Familie bei. Sie war froh, dass sie im Dorf bleiben konnte und nicht, wie in vielen Familien üblich war, den weiten Weg nach Buenos Aires fahren musste, um zu arbeiten. Sie war so tief in ihre Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkte, wie ein junger Mann vor ihr stand. "Buenos dias, wieviele?" fragte sie ihn neugierig. "Äm, keine.." erwiderte er scheuh. "Bitte?" erwiderte Maria und dachte, sie hätte die genaue Anzahl nicht mitbekommen. "Sie sind sehr schön", fuhr er fort ohne den Blick von ihr zu lassen. Langsam war es Maria nicht mehr geheuer und sie schaute sich um, an wen sie sich wenden konnte, falls die Situation ausarten würde. Es waren viele Passanten unterwegs, die sie bestimmt aus ihrer misslichen Lage befreien konnte. Doch niemand schien etwas zu bemerken, da er ein unauffälliger junger Mann war, der ausserdem sehr anständig aussah. "Sie brauchen keine Angst zu haben señorita. Ich mache Ihnen nichts" sprach er in seinem ruhigen Tonfall weiter. Doch Maria war alles andere als beruhigt und sagte ihm, dass er nun bitte gehen möge, da sie arbeiten müsse. "Ich verstehe" nickte er. "Wissen Sie, wenn ich jetzt gehe, dann wird Ihr heutiger Tag nicht gut enden señorita", fuhr er unbeirrt weiter und kam nun noch näher. "Ich will wirklich nicht unverschämt sein, aber sehen sie die Typen dort drüben am Strassenrand?" flüsterte er nun. Maria schaute verstohlen in die Richtung, in die er gezeigt hatte und erblickte dort eine kleine Gruppe Jugendlicher, die alle eine Bieflasche in der Hand hielten und sich über die Passanten lustig machten. Maria nickte verängstigt. Was hatte dieser Mann mit ihr vor? "Als ich die Strasse überqueren wollte, haben die gerade gesagt, dass sie noch einen Kunden abwarten, ehe sie das "Chipa-Mädchen" ausrauben würden", Nun lief es Maria kalt den Rücken herab, doch man merkte ihr nichts an. "Naja, ich bin der "nächste" Kunde" sagte er nun noch leiser als vorher und zog seine Augenbrauen hoch. Und so kamen Luis und Maria ins Gespräch. Sie unterhielten sich für den Rest des Tages, wenn sie keine Kunden hatte und sie bemerkten gar nicht, dass sich die Jugendbande schon lange aus dem Staub gemacht hatte. Wahrscheinlich auf der Suche nach einer anderen Beute. An diesem Tag verliebten sie sich ineinander und Luis wich keine Sekunde mehr von Marias Seite...

Chipas Argentinas:

1kg Maniokstärke (kein Mehl!) (In Asialäden auch als Tapioka oder Yukka bekannt)
250g Butter
2 Eier
1 Beutel Backpulver
2 EL Salz
500g Käsemischung für Käsekuchen
300ml Milch oder mehr je nach Teigkonsistenz

Alle Zutaten gut miteinander vermischen und kneten. Es muss eine homogene Masse entstehen, die sich gut zu kleinen Kugeln formen lässt.
In Portionen in Gefrierbeutel legen und tiefkühlen, wenn sie nicht zum sofortigen Gebrauch bestimmt sind.
Vor Gebrauch gewünschte Anzahl (entweder frisch oder direkt aus dem Tiefkühler in den Ofen) im vorgeheizten Ofen bei 200° auf einem Backblech mit Backpapier belegt goldbraun backen