„Das nächste Mal bleibst Du gefälligst hier und putzt mein Schaufenster, das du mit deinen fettigen Tatzen verschmiert hast!“ schimpfte mir der Bäckermeister hinterher und gestikulierte wild mit seinen Händen. Was er mir dann noch hinterherrief verstand ich nicht mehr, da ich mich ziemlich schnell aus dem Staub machen musste, und nicht wollte, dass sein Wallholz auf meinem Kopf landete. Erst als ich um die Ecke bog und fast mit Agata zusammenstiess, legte ich einen Halt ein. Ich schaute mich nochmals kurz um, ob die weisse Gestalt mich nicht doch noch verfolgte und atmete dann beruhigt auf. Langsam schlenderte ich durch die Via Roncella, die wie jeden Tag vor Leben strotzte. An jeder Ecke war etwas los. Dort ein Gemüsehändler, da zwei Frauen, die sich unterhielten. Die Kinder, die unbeirrt inmitten der Strasse spielten, und die Welt um sich vergassen und sich durch nichts und niemandem stören liessen. Während der Duft von gebratenem Fisch mir den Weg nach Hause wies, dachte ich nochmals über das Geschehene nach. Das Schaufenster, das mich jedesmal so betörte, wenn ich dort vorbeikam ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Wie gerne hätte ich so ein Creme-Schiffchen probiert. Mit dem Duft dieser „Buccunotti“ wachte ich jeden Morgen auf und ich hätte alles darum gegeben, eins dieser Delikatessen zu vernaschen. Da sich die Pasticceria gleich in unmittelbarer Nähe befand, kam ich mir manchmal wie ein Esel vor, dem man einen Apfel an der Angelrute vor die Nase hielt, mit der Gewissheit, dass dieses arme Tier diesen Apfel nie erwischen würde. Es war eine Tortur. Meine Mutter sagte immer, dass sie kein Geld für solche Luxusware ausgeben könne und ich mich gefälligst auf meine Schule konzentrieren solle. Doch das war leichter gesagt als getan…Es war eine Qual, jeden Tag dieses Schaufenster zu erblicken und diese unüberwindbare Barriere nicht durchbrechen zu können. Anhand des Duftes, der durch die Strassen strömte, hatte ich mir deren Geschmack schon genau ausgemalt und sogar schon darüber geträumt, wie dieses süsse italienische Gebäck auf der Zunge verlief. Doch immer bevor ich reinbeissen wollte, wachte ich auf. Manchmal hatte ich sogar noch den Mund offen, bereit zum reinbeissen. Und so wie es schien, hatte Giulio der Chefkonditor auch kein Mitleid mit mir. Als ich um die Ecke bog, hörte ich rege Stimmen, die aus meiner Wohnung kamen und sofort erkannte ich die Stimme des Konditors, der ziemlich aufgebracht war. „Mamma mia!“, hörte ich ihn schreien „das ist nun schon das dritte Mal, dass sie mein Schaufenster mit ihren Fingern verschmiert! Adesso basta!“ Mir schossen die Tränen in die Augen. Das gab bestimmt ordentlich Hausarrest! Noch bevor ich mich aus dem Staub machen konnte, klopfte mir jemand auf die Schulter. Als ich mich umdrehte, erblickte ich meinen Vater. Ok, ich war umzingelt, das Spiel war vorbei. Nebst Hausarrest würde ich bestimmt noch tagelang im Hafen meinem Vater aushelfen müssen. Die Tränen, die sich in meinen Augen gesammelt hatten, bahnten sich über meine Wange und fielen dann auf den Boden und die Mittagssonne radierte diese dann gleich wieder aus. Zu meinem Erstaunen schien mein Vater gar nicht verärgert zu sein. Er schaute mich an und ich konnte sogar ein Lächeln auf seinem Gesicht ablesen, was mich noch mehr verunsicherte und zum Weinen animierte. „Tranquilla“ sagte er nun leise und streichelte meinen Kopf. Ich verstand die Welt nicht mehr. Erst jetzt sah ich, dass er eine Tüte in der Hand hielt. Er drückte mir die diese in die Hand und schaute sich verstohlen um. „Jetzt nimm es und komm in einer Stunde wieder nach Hause. Ich regle das hier!“ sagte er nun in einem ernsteren Ton, doch dann zwinkerte er mir zu und verschwand um die Ecke. Ich rannte so schnell ich konnte die Strasse entlang, die mich direkt zum Meer führte und setzte mich auf meinen Lieblingsstein. Die Tüte hielt ich immer noch fest am Griff in meiner Hand, ehe ich meine Hand ein bisschen auflockerte um hinein zu spähen, was da drin war. Ein Duft von Vanille und Zitrone strömte mir entgegen und ich war im ersten Moment ziemlich betört von diesem Gemisch. Dieser Duft, der mich tagtäglich begleitet hatte, immer präsent und doch verboten, bot mir nun Einlass in seine Welt. Nachdem ich einige Minuten diesen Moment der Vollkommenheit genossen hatte, liess ich die Hand in die Papiertüte gleiten und ertastete ihn: den ersten Buccunottu meines Lebens! Als ich die Hand wieder aus der Tüte nahm, lag er eingebettet in meinen Händen und war noch warm! Ich konnte es nicht glauben. Zum zweiten Mal liefen mir heute Tränen über die Wangen, doch diesmal vor Freude. Ich schaute ihn liebevoll an, bevor ich anfing Stück für Stück auszukosten. Als ich ein paar Bissen vom süssen Mürbeteig genommen hatte, gelangte ich schliesslich zum Herz, das mit der wunderbarsten Creme die ich je probiert hatte, gefüllt war. Ich genoss diesen Augenblick wie kein anderer und auf einmal war mir der Hausarrest egal. Ich hatte ihn gehabt, meinen Buccunottu! Niemand konnte mir diesen perfekten Moment nehmen und er würde für immer in meinem Herzen graviert sein. Als ich nach Hause kam, war die Stimmung wie wenn nichts vorgefallen wäre. Meine Mutter stand in der Küche, während sich mein Vater angeregt mit dem Nachbar über das gestrige Fussballspiel unterhielt. „Was strahlst Du denn so?“ fragte mich meine Mutter verärgert und fing an energisch den Käse für die Pasta zu reiben. So wie es aussah, hatte mein Vater die Wogen geglättet. Nach dem Mittagessen setzte ich mich zu ihm, gab ihm einen Kuss und bedankte mich für das wunderschöne Geschenk, das er mir gegeben hatte. Ihm war der Kuss sichtlich peinlich, denn er wischte sich mit dem Ärmel die noch feuchte Stelle ab und erwiderte dann: „Ach, ist schon gut, hoffe er war lecker“, winkte er ab. „Er war ein Traum Papà, aber das muss ja ein Vermögen gekostet haben!“ erwiderte ich alarmiert. „Wer sagt denn, dass ich etwas bezahlen musste? Du musst nur auf die richtige Fussballmannschaft tippen!“ antwortete er fachlich und zwinkerte mir wieder zu. Ich wollte mir gar nicht ausdenken, was passiert wäre, wenn er die Wette verloren hätte. Wahrscheinlich war aus diesem Grunde auch Giulio so aufgebracht. „Ich habe gedacht, dass Du in Zukunft diese Buccunottis selber machen kannst Tita. Kommt viel billiger und sind bestimmt genau so lecker“ sagte mein Vater nun nachdenklich. „Aber ich habe diese Kupferförmchen nicht. Die würden niemals so schön aussehen wie die von Giulio“. Entgegnete ich traurig. „Wart ab Tita, ich hab noch eine Wette mit dem Schmied offen. Wenn ich gewinne, gibt es 24 Förmchen und zwar handgemacht!“. Das Glück schien uns in dieser Zeit hold zu sein denn mein Vater kam 2 Wochen später tatsächlich mit einer Tasche nach Hause, die laut klimperte, wenn man sie schüttelte…..
Auf diesem Blog
erscheint in Kürze eine Zusammenstellung von verschiedenen Rezepten der Pasticciotti Leccesi! Unbedingt vorbeischauen :-))
Pasticciotti Pugliesi
Für den Teig:
300g Mehl
150g Schweinefett
150g Zucker
3 Eigelb
geriebene Schale einer Zitrone
1 Prise Salz
1/2 Sachet Backhefe
Für die Créme:
5dl Milch
50g Mehl
150g Zucker
3 Eigelb
geriebene Schale einer Zitrone
Das Mehl mit dem Schweinefett, dem Zucker, den Eigelb, der geriebenen Zitronenschale, Salz und Hefe energisch kneten, bis ein kompakter Teig entsteht. Danach ca. 30 Minuten ruhen lassen.
Für die Créme: in einer Pfanne mit einem Holzlöffel Zucker, Mehl und ganz wenig Milch vermischen. Danach nach und nach die Eigelb, den Rest der Milch und die Zitronenschale beifügen und auf schwacher Stufe so lange umrühren, bis die Créme dickflüssig geworden ist. In eine Schüssel umleeren, die Oberfläche mit einer Klarsichtfolie bedecken und erkalten lassen.
Den Teig auf einer bemehlten Oberfläche 1cm dick ausrollen. Die Förmchen zuerst mit Butter einpinseln, danach mit Mehl bestäuben.
Danach die Förmchen mit Teig auskleiden,
mit Créme füllen und mit einem Deckel aus Teig bedecken und GUT verschliessen.
Mit geschlagenem Eiweiss bestreichen und im vorgeheizten Ofen bei 180° backen, bis die Oberfläche goldgelb ist. Erkalten lassen und aus den Förmchen nehmen.
3 comentarios:
Ciao Lori grazie per la visita al mio blog,sono subito corsa a ricambiare!! Auguri per il tuo giovane blog tempo permettendo tornerò a trovarti promesso!
ti auguro una buona domenica Francesca
deliziosi i pasticciotti!! e meravigliosi i tuoi!! complimentissimi!!
Grazie mille Sara!! Il tuo commento mi ha reso molto felice!!
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